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30 MATTHIAS WERNER
ren im Reich, erlangte in eben den 1240/50er Jahren unter Erzbischof Konrad von Hochstaden (1238–1261) eine bis dahin nie erreichte reichs- wie territorialpolitische Machtfülle110. Gemeinsam mit dem Mainzer Erzbischof stand Erzbischof Konrad seit 1239/41 an der Spitze der päpstlich-antistaufischen Partei im Reich, nahm als In- haber des Krönungsrechtes dominierenden Einfluss auf die Königswahlen von 1247 und 1257111 und verstand es, weit mehr noch als sein immer wieder von Rückschlägen betroffener Mainzer Amtsbruder, sein reichspolitisches Gewicht mit seinen territorial- politischen Ambitionen zu verbinden. Vollends nach der Niederwerfung seiner mäch- tigsten Rivalen im Rheinland und in Westfalen, des Grafen Wilhelm von Jülich und des Bischofs Simon von Paderborn, 1254/55112 suchte er von seiner nahezu unangefoch- tenen Vormachtposition im Nordwesten des Reiches aus seine Herrschaft weit über seine Diözesangrenzen hinaus auszudehnen. Im Osten richtete sich – etwa mit dem Erwerb der Hälfte der Stadt Helmarshausen und der Krukenburg113 – sein Expansi- onsstreben vor allem gegen den Bischof von Paderborn und den mit diesem verbün- deten welfischen Herzog von Braunschweig, mit dem er sich 1260 auf die Weser als Grenzlinie ihrer Herrschaftsbereiche verständigte114. Ebenso baute er mit einer geziel- ten Burgen- und Städtepolitik an meist älteren erzstiftischen Stützpunkten wie Hallen- berg, Itter (südlich Korbach) und Medebach eine vorwiegend gegen den Grafen von Waldeck gerichtete „Sicherungskette“ 115 (Robert Prößler) auf. Mit dem bereits 1230 erworbenen Burganteil von Lichtenfels grenzte das Erzstift unmittelbar an den land- gräflichen Einflussbereich bei Frankenberg, wo es den Ludowingern in den frühen 1240er Jahren gelungen war, Fuß zu fassen und eine Stadtgründung vorzunehmen116.
Die Erzbischöfe Siegfried III. von Mainz und Konrad von Hochstaden und die Er- ben der Ludowinger in Hessen gehörten dem selben päpstlich-antistaufischen politi-
110 Hierzu wie zum Folgenden vgl. die bis heute maßgebliche Darstellung von Wilhelm Janssen, Das Erz- bistum Köln im späten Mittelalter 1191–1515, 1. Teil (Geschichte des Erzbistums Köln 2), Köln 1995, S. 151–174; vgl. auch dens., Niederrhein und Reich am Ausgang der Stauferzeit, in: werner (Hrsg.), Heinrich Raspe (wie Anm. 4), S. 53–67.
111 Dazu Manfred Groten, Mitravit me, et ego eum coronabo – Konrad von Hochstaden und die Wahl Richards von Cornwall, in: neuGeBauer/kremB/keddiGkeit (wie Anm. 8), S. 25–54.
112 Janssen, Erzbistum (wie Anm. 110), S. 165 f.
113 Robert Prössler, Das Erzstift Köln in der Zeit des Erzbischofs Konrad von Hochstaden. Organisato-
rische und wirtschaftliche Grundlagen in den Jahren 1238–1261 (Kölner Schriften zu Geschichte und
Kultur 23), Köln 1997, S. 86.
114 Theodor Josef lacomBlet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. 2, Abt. 1, Düssel-
dorf 1846, S. 274 f., Nr. 489; dazu zillmann (wie Anm. 50), S. 224–227, Janssen, Erzbistum (wie Anm. 110), S. 167, sowie mit Hinweis auf die übergreifenden reichs- und territorialpolitischen Aspekte die- ses Vertrags im Rahmen der Expansionspolitik Konrads von Hochstaden noch immer Alois Gerlich, Rheinische Kurfürsten und deutsches Königtum im Interregnum, in zuletzt: Ders., Territorium, Reich und Kirche: Ausgewählte Beiträge zur mittelrheinischen Landesgeschichte. Festgabe zum 80. Geburts- tag, hrsg. von Christiane heinemann, Regina schäfer, Sigrid schmitt (VHKN 74), Wiesbaden 2005, S. 271–344, hier S. 306 f. Vgl. auch unten S. 77 mit Anm. 336.
115 Prössler (wie Anm. 113), S. 41 (Zitat), S. 53, 80 f., 86 f.
116 Ebd., S. 94, 223. Zur Stadtgründung von Frankenberg vgl. Hessischer Städteatlas, Lieferung II, 3: Fran-
kenberg (Eder), bearb. von Ulrich ritzerfeld, Marburg 2008, Textheft, S. 3–6.


































































































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