Page 38 - Langsdorfer Verträge Inhalt
P. 38

18 MATTHIAS WERNER
den wurde Heinrichs Halbbruder mütterlicherseits Graf Hermann I. von Henneberg († 1290), der Heinrich eng verbunden war und wahrscheinlich Schmalkalden erhielt48. Hingegen musste es Markgraf Heinrich hinnehmen, dass die Herzöge Otto I. von
Braunschweig-Lüneburg und Albrecht I. von Sachsen – nach dem Tod Landgraf Lud- wigs IV. 1227 für kurze Zeit der Vormund Heinrichs des Erlauchten49 – 1247/48 ge- gen Geldzahlungen von dem Damenstift Quedlinburg dessen Güter und Rechte in der Mark Duderstadt50 bzw. von der Abtei Fulda die Westermark mit der Stadt Allendorf und der Westerburg an der Werra51 als bislang ludowingische Kirchenlehen erwarben, und dass sie 1250/51 bzw. vor 1258 die zum Reich gehörende Stadt Eschwege52 bzw. die ludowingische Stadt Witzenhausen53 in ihre Hand brachten. Mit diesem Vordrin-
48 Zu ihm, der 1249 die Schwester König Wilhelms von Holland, Margarete, geheiratet hatte und eine enge Vertrauensperson Heinrichs des Erlauchten war, vgl. die Zusammenstellung bei teBruck, Pacem con- firmare (wie Anm. 7), S. 296 mit Anm. 136. Direkte Zeugnisse für eine Überlassung der ludowingischen Stadt Schmalkalden an Graf Hermann I. durch Markgraf Heinrich im Zusammenhang mit dessen Übernahme des ludowingischen Erbes in Thüringen liegen nicht vor. Die Tatsache, dass Schmalkalden noch 1246 Heinrich Raspe als Aufenthaltsort diente, schon 1250 in näherer Verbindung zu Hermann I. erscheint und 1265 unter dessen Herrschaft bezeugt ist, macht diese in der Forschung häufig vertrete- ne Annahme jedoch sehr wahrscheinlich, vgl. zuletzt Christine müller, Landgräfliche Städte in Thürin- gen. Die Städtepolitik der Ludowinger im 12. und 13. Jahrhundert (VHKT, Kleine Reihe 7), Köln u. a. 2003, S. 151 f.
49 lutz (wie Anm. 9), S. 109 ff.; werner, Reichsfürst (wie Anm. 4), S. 140 mit Anm. 52.
50 doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 237, Nr. 1469; vgl. dazu neben lutz (wie Anm. 9), S. 242, und Pe- ter aufGeBauer, Niedersächsische Herrschaftsträger im nördlichen Hessen des Hohen Mittelalters, in: BaumGärtner/schich (wie Anm. 33), S. 79–92, hier S. 90, vor allem Sigurd zillmann, Die welfische Territorialpolitik im 13. Jahrhundert (1218–1267) (Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, 12), Braun-
schweig 1975, S. 279 ff.
51 doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 260 f., Nr. 1623; dazu Wolfgang hess, Hessische Städtegründungen der
Landgrafen von Thüringen (Beiträge zur Hessischen Geschichte 4), Marburg, Witzenhausen 1966, S. 98 ff., und Gerd strickhausen, Burgen der Ludowinger in Thüringen, Hessen und dem Rheinland. Studien zu Architektur und Landesherrschaft im Hochmittelalter (QForschHessG 109), Marburg 1998, S. 231 f. ilGen/VoGel, S. 302, verweisen darauf, dass Herzog Albrecht das Lehen faktisch von Erzbischof Sieg- fried III. von Mainz als dem damaligen Vertreter des Abtes von Fulda erhalten hatte.
52 Zur Eroberung der regia villa Eschwege am 29.12.1250 und der Vertreibung der Parteigänger Mark- graf Heinrichs durch Herzog Otto von Braunschweig vgl. neben Karl August eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessischer Geschichte (Beiträge zur Hessischen Geschichte 1), Marburg, Wit- zenhausen 1964, S. 263 f. und Karl heinemeyer, Der Königshof Eschwege in der Germar-Mark (Schrr. 34), Marburg 1970, S. 63 f., vor allem zillmann (wie Anm. 50), S. 277.
53 Die Stadt Witzenhausen, die 1232 als Teil des hessischen Herrschaftsgebietes Landgraf Konrads, des jüngeren Bruders Heinrich Raspes, bezeugt ist, doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 62, Nr. 323, begegnet erst 1258 wieder in der Überlieferung, als sie zusammen mit Allendorf durch Tausch von Herzog Al- brecht I. von Sachsen an Herzog Albrecht von Braunschweig gelangte, ebd., S. 415, Nr. 2635. Witzen- hausen zählte zu jenen Städten, die Herzog Albrecht von Braunschweig Ende 1264 für seine Freilas- sung aus wettinischer Gefangenschaft an Markgraf Heinrich von Meißen und dessen Söhne ausliefern musste; diese wiederum überließen die Stadt in dem Vergleich von 1264 Sophie von Brabant und Hein- rich von Hessen, vgl. dazu unten S. 95 ff., S. 103. Will man nicht den sehr hypothesenfreudigen Ver- mutungen von Karl August eckhardt (Bearb.), Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen (VHKH 13,4), Marburg 1954, S. LXXVI–LXXXV, folgen, so ist bis zum Vorliegen neuerer Forschun- gen lediglich zu konstatieren, dass Witzenhausen nach der Alleinherrschaft und dem Tod Heinrich Ras-


































































































   36   37   38   39   40