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Neugestaltung in der Mitte des Reiches. Thüringen und Hessen nach dem Ende des ludowingischen Landgrafenhauses 1247 und die Langsdorfer Verträge von 1263
Matthias Werner
I. Die Erb- und Nachfolgeregelung Landgraf Heinrich Raspes von 1243, S. 10 – II. Der Er- werb der Landgrafschaft Thüringen durch Markgraf Heinrich den Erlauchten von Meißen (1247– 1254), S. 16 – III. Die Nachfolge der Ludowinger in Hessen, S. 22 – IV. Herrschaftsstabili- sierung in Hessen – Kämpfe in Thüringen (1256–1261), S. 50 – V. Die Langsdorfer Verträge, S. 79 – VI. Der hessisch-welfische Ausgleich mit den Wettinern von 1264, S. 92 – VII. Schluss- betrachtungen, S. 107
Der Tod des thüringischen Landgrafen und römischen Königs Heinrich Raspe, des letzten männlichen Vertreters der Dynastie der Ludowinger, am 16. Februar 1247 bilde- te in der Geschichte des mitteldeutschen Raums eine tiefe Zäsur. Er führte zum Zerfall des großen, in zwei Jahrhunderten gewachsenen ludowingischen Herrschaftskomplexes in der Mitte des Reiches und leitete insbesondere in Thüringen und Hessen eine tiefgrei- fende politisch-territoriale Umorientierung ein. Zeichneten sich die weitreichenden Di- mensionen dieses Prozesses erst in der Folgezeit ab, so war doch bereits den Zeitgenos- sen bewusst, dass mit dem Ableben des letzten Landgrafen aus ludowingischem Hause eine Epoche zu Ende gegangen war. Mit ihm, der ohne Erben starb, so vermerkte ein zeit- gleicher Erfurter Annalist, endete jene vornehme fürstliche Familie, die seit dem ersten Ludwig 117 Jahre hindurch das Fürstentum in Thüringen innehatte1. Der Autor ließ seine Zählung 1130 be- ginnen – mit jenem Jahr, in dem nach verbreiteter Überlieferung Ludwig I. (1131–1140) als erster Ludowinger die kurz zuvor geschaffene Landgrafenwürde in Thüringen über- nommen hatte2. Nach Heinrich Raspes Tod, so fährt der Annalist in Anspielung auf das erste Makkabäerbuch fort, begannen sich bald in diesem Land die Übel zu häufen3.
Heinrich Raspe, der im Herbst 1227 die Nachfolge seines auf dem Kreuzzug ver- storbenen Bruders Landgraf Ludwig IV. (1217–1227) antrat, hatte in seiner fast zwan- zigjährigen Regierungszeit den großen ludowingischen Herrschaftskomplex zwischen
Annales Erphordenses fratrum Praedicatorum a. 1247, in: Oswald holder-eGGer (Hrsg.), Monumenta Erphesfurtensia saec. XII. XIII. XIV (MGH SsrerG 42), Hannover, Leipzig 1899, ND Stuttgart 2003, S. 80–116, hier S. 101: In quo nimirum sine herede defuncto nobilis illa principalis prosapia terminata est, que a pri- mo Ludewico per CXVII annos in Thuringia tenuerat principatum.
Die Übertragung der Würde des principalis comitis Thuringiae an Ludwig den Springer durch Lothar III. wurde in der Erfurter Annalistik und der auf dieser beruhenden weiteren mitteldeutschen Geschichts- schreibung zum Jahre 1130 mitgeteilt, vgl. hierzu wie zur Datierung dieses Ereignisses auf Februar/ März 1131 Stefan teBruck, Die Reinhardsbrunner Geschichtsschreibung im Hochmittelalter. Klös- terliche Traditionsbildung zwischen Fürstenhof, Kirche und Reich (Jenaer Beiträge zur Geschichte 4), Frankfurt/M., Berlin u. a. 2001, S. 178–183.
1
2
So in unmittelbarem Anschluss an die Anm. 1 zitierte Passage und in leichter Abwandlung von I Mcc
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1,10 (multiplicata sunt mala in terra): Post cuius obitum mox in eadem terra multiplicata sunt mala.


































































































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