Page 29 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Zum Erfurter Geleit in Mittelalter und früher Neuzeit
besaßen die Reichsfürsten für ihre Länder das Geleit als Reichslehen,15 und sehr bald wurde es zu einem der vornehmsten Rechte der Landesherrschaft. Dennoch erhielten nicht alle Landesherren das Geleitsrecht, sondern viel- fach übten es in ihren Ländern benachbarte, meist mächtigere Herren aus.16
Das Geleit wurde nicht kostenlos gewährt, sondern dafür hatte der Begünstigte an den Geleitsherrn eine Abgabe, eine Art „Schutzgeld“ zu zahlen, in den Quellen „Geleitsgeld“, häufig nur „Geleit“ oder auch „Zoll“ genannt. So befreite schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts Friedrich I. ein Prämonstratenserstift und den gesamten Prämonstratenserorden von allem Geleit, Zoll und Brücken- bzw. Durchfahrtsgeld in seinem Reich.17 Und 1235 verbot Kaiser Friedrich II. im Mainzer Reichslandfrieden, dass jemand einem anderen Geleit gegen Entgelt gewährt, wenn er nicht das Geleitsrecht vom Reich nach Lehnrecht besitzt.18 Seit dem 13. Jahrhundert entwickelte
15 „Statutum in favorem principum“, zunächst 1231 Mai 1 von König Heinrich (VII.): Const. Bd. 2. Bearb. von Ludwig Weiland (MGH Leges 4, 2). Hannover 1896. Nr. 304, und gleichlautend 1232 Mai durch Kaiser Friedrich II.: Ebd. Nr. 171: cap. 14. Item conductum principum per terram eorum, quem de manu nostra tenent in feodo, per nos vel per nostros non impediemus vel infringi patiemur. – Gleichwohl konnten auch künftig jederzeit im Land eines Fürsten Kaiser und König Geleit gewähren, „denen es aufgrund der kaiserlichen Würde zusteht,“ wie das Königsgericht Konrads IV. 1240 Mai 22 auf Antrag des Elekten von Brixen urteilte, ebd. Nr. 334: [...] quod nulli licitum sit prebere conductum alicui trans- eunti per terram sive ducatum electi ipsius, exceptis imperatore et rege, quibus id competit ex imperii dignitate, nisi de predicti electi licentia vel assensu.
16 Vgl. unten Anm. 22.
17 1154 Juni 17 für das Stift Parc (bei Löwen, Prov. Brabant, Belgien), DF I 81a/ b:
Preterea fratres eiusdem e˛ cclesie˛ in emendis et vendendis rebus suis per regnum nostrum tam in terra quam in aqua ab omni conductus, teloney atque transsi- tus iusticia eos liberos esse decernimus. – 1154 Juni 23, gleichlautend für den Prä- monstratenserorden: DF I 82.
18 1235 Aug. 15, Const. 2 Nr. 196 S. 244: cap. 12. [...] Firmiter inhibemus, ne quis conductum alicui precio prebeat, nisi ius conducendi teneat ab imperio iure feo- dali. – Auf dieser Vorschrift beruht die Bestimmung des Bayerischen Landfrie- dens von 1244, hier bezogen auf den Herzog, ebd., Nr. 427 S. 575: cap. 46. De conductu. Item nullus conductum prebeat altericumque, sed quilibet securus vadat auctoritate ducis et huius statuti. [...] Ebenso die deutsche Fassung von 1256, ebd., Nr. 438 S. 599: cap. 39. Conductus. Niemme sol dehein geleitte geben [...]; wan ein islich man sol von des herzoge gewalt und von disem satze sicher- lichen varn.
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