Page 28 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Karl Heinemeyer
Den sicheren Verkehr auf den öffentlichen Straßen – zu Lande wie zu Wasser – zu gewährleisten, heute eine Aufgabe des Staates, oblag seit dem frühen Mittelalter dem König. Deshalb gehörte das Geleit zu den Regalien. Während zunächst in den Quellen vor allem das sichere Geleit in Einzel- fällen etwa für politische Gegner erscheint, wird seit der Mitte des 12. Jahr- hunderts das Geleit vor allem für den Handelsverkehr als dauerhafte Auf- gabe des Königs deutlicher sichtbar. Sie umriss Kaiser Friedrich I., als er 1173 den Kaufleuten Flanderns „unter unserem Geleit ohne Schaden für Sachen und Personen die Auf- und Niederfahrt auf dem Rhein und den anderen Gewässern und zu Lande in unserem Reich“ garantierte.12
Schon 20 Jahre vorher zeigte sich, dass das Geleitsrecht dauerhaft einem Großen verliehen werden konnte. 1156 bestätigte Kaiser Friedrich I. einem italienischen Grafen mit allen anderen, von seinen Vorgängern erhaltenen Gerechtsamen auch das alleinige Recht, das Geleit in seiner Grafschaft aus- zuüben.13 Spätestens seit 1180 wurden das Recht, Geleit zu gewähren, und die damit verbundenen Aufgaben als Reichslehen an Fürsten und Landesherren übertragen. Wohl der früheste Beleg dafür findet sich in der Urkunde über die Belehnung des Erzbischofs von Köln durch Kaiser Friedrich I. mit dem neu geschaffenen Herzogtum Westfalen im Jahre 1180, in der das Geleit nun als Bestandteil des Herzogtums erscheint.14 Spätestens seit König Heinrichs (VII.) und Kaiser Friedrichs II. Gesetz zugunsten der Fürsten von 1231/32
12 1173 Mai 29, Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Bd. 10: Die Urkunden Friedrichs I. Bearb. von Heinrich Appelt (MGH Diplomata 10). 1.–5. Teil. Hannover 1975–1990. Nr. 602 [DF I 602]: Idem mercatores sub nostro conductu salvis rebus et personis habebunt ascensum et descensum in Reno et in aliis aquis sive terris in imperio nostro constitutis. Dieser und die folgenden Quellenbelege aus dem 12. Jh. werden mit Ausnahme des Belegs zu 1180 in den in Anm. 10 genannten Artikeln nicht erwähnt.
13 1156 Febr. 20, für Graf Guido von Biandrate (Provinz Novara, Italien), DF I 134: Preterea conductum per totum comitatum episcopatus Nouarie eidem comiti integraliter confirmamus, ut nullus in eodem comitatu ab aliquo conducatur nisi ab ipso comite vel a suo misso [...]
14 In der „Gelnhäuser Urkunde“, 1180 April 13, DF I 795: [ducatum ...] cum omni iure et iurisdicione, videlicet cum comitatibus, cum advocatiis, cum conductibus, [...] – Weder 1156 im „Privilegium minus“ über die Gründung des Herzogtums Österreich (DF I 151) noch 1168 in der „Güldenen Freiheit“ für das Bistum-Her- zogtum Würzburg (DF I 546) wird das Geleit erwähnt.
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