Page 15 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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zwischen Felsen hervorsprin- genden weißen Hasen auf rotem Grund (Abb. 4).13 Auch für die Darstellung von Geistlichen mit aufgeschlagenem Buch auf Grab- steinen gibt es zahlreiche Beispiele für diese Zeit. Das gilt ebenso für die geringe Kopfgröße. Für eine sichere Interpretation des Grab- steins sind daher weitere Belege notwendig.
Konkret wird die Beweisfüh-
rung, wenn man die wenigen les-
baren Inschriftenreste betrach-
tet. Sie lassen sich tatsächlich dem
überlieferten Wortlaut zuord-
nen. Es handelt sich um die Wörter „[...] et profe[ssor]„ auf der unte- ren Rahmenleiste und „[Er]phord Superat[...]“ auf der linken Rahmen- leiste. Noch entscheidender für die Bestimmung des Grabsteins ist jedoch ein Detail. Der Stein war im Rahmen einer Grabsteininventarisierung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als er sich noch an seinem ursprünglichen Platz in der Michaeliskirche befand, mit der Nummer „15“ versehen wor- den (Abb. 5). Die auf dem Kopf stehende arabische Zahl befindet sich unter dem rechten Ärmel Langs. Glücklicherweise hat sich das damals angefertigte Inventarverzeichnis erhalten. Es handelt sich um eine seltene und historisch bedeutsame Quelle für die Erfurter Begräbniskultur, die in
13 Das Wappen ist im Rektoratsblatt des Crotus Rubianus zum Wintersemester 1520/21 in der allgemeinen Studentenmatrikel der philosophischen Fakultät der Universität Erfurt überliefert (Oergel: Humanismus [wie Anm. 1]. S. 89-92; Blaha, Walter: Das Rektorat des Johannes Crotus Rubianus im Wintersemes- ter 1520/21 war der letzte Glanzpunkt des Erfurter Humanismus. In: Erfurt zur Zeit Luthers, eine Ausstellung des Stadtarchivs Erfurt. Katalog. Erfurt 1996. S. 90f. Max Paul Bertram ist der zweifelhaften Ansicht, dass es sich bei der Wap- pendarstellung nicht um einen Hasen, sondern um einen Steinbock handelt, mit der Begründung, dass Lang seit 1524 im Haus zum Steinbock (Michaelisstraße 29) wohnte (Bertram: Lang [wie Anm. 1]. S. 163).
Der „Reformator Erfurts“ nimmt Gestalt an
Abb. 4: Wappen Johannes Langs aus dem Rektoratsblatt des Crotus Rubi- anus 1520/21, (Stadtarchiv Erfurt)
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