Page 9 - Frankenthal Integra
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Migration und Integration
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1. Migration und Integration
1.1 Migration
„Die Migrationsforschung ist sich bereits seit längerer Zeit bewusst, dass der Mensch im Normalfall nicht als naturgemäß sesshaft und immobil gelten kann. Migra- tion ist nicht unnormal. Migration ist kein Ausdruck einer wie auch immer gearteten Störung. Menschen müssen nicht gestoßen oder gezogen werden, um zu migrieren. Menschen wandern, ebenso wie sie gebo- ren werden oder sterben, Nahrung zu sich nehmen oder schlafen. Das war schon immer so. Jede historische Epoche ist mithin eine Epoche großer und für die poli- tische, wirtschaftliche, kulturelle und sozialstrukturelle Entwicklung nachhaltiger Wanderungsbewegungen.“1 „Die Dimensionen sind dabei gewaltig: In den fünfzig Jahren zwischen 1955 und 2005 sind insgesamt rund 33 Millionen Menschen in die Bundesrepublik Deutsch- land zugezogen, rund 23 Millionen zogen im gleichen Zeitraum fort.“2
Der Begriff Migration leitet sich vom lateinischen Wort „migrare“ ab und bedeutet so viel wie „wandern“, „aus- wandern“, „übersiedeln“. Aufgrund unterschiedlicher Migrationsformen und -ursachen wird der Begriff verschie- den definiert.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat 2006 folgende Definition festgelegt: „Von Migration spricht
man, wenn eine Person ihren Lebensmittelpunkt räum- lich verlegt. Von internationaler Migration spricht man dann, wenn dies über Staatsgrenzen hinweg geschieht.“3 Dagegen versteht Annette Treibel-Illian, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, unter Migration den „auf Dauer angelegten bzw. dauerhaft werdenden Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen.“4
Auf die Festlegung einer einheitlichen Definition für die Stadt Frankenthal (Pfalz) wird bewusst verzichtet, der Migrationsbegriff ist bedarfsorientiert am jeweiligen Ziel anzuwenden. Die Ziele und Maßnahmen dieses Integra- tionskonzeptes beziehen sich auf alle Personen, die das Anforderungsprofil eines gleichberechtigten Zusammen- lebens nicht erfüllen können.
Die unterschiedlichen Definitionen für den Begriff Migra- tionshintergrund in der Statistik werden bei der Darstel- lung der weiteren Entwicklung der Integrationsarbeit im Hinblick auf die zur Verfügung stehenden Daten verwendet.
Das Konzept unterscheidet somit zwischen einem all- gemeinen, auf den jeweiligen Bedarf ausgerichteten Migrationsbegriff und einem statistischen Migrations- begriff.
1 Oltmer, Jochen (2005): DGB Bildungswerk (Hrsg.), 50 Jahre Migrationsgeschichte: Anwerbung, Wanderungspolitik und Integration in der Bun- desrepublik Deutschland, 50 Jahre Integration in die Arbeitswelt, Anwerbung und Zuwanderungspolitik, Düsseldorf, S. 4, URL: www.migrati- on-online.de/data/publikationen_datei_1151388457.pdf [Stand: 04.03.2014]
2 Oltmer, Jochen, ebenda, S. 7
3 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der Bundesregierung (2006): Migrationsbericht, Nürnberg, S. 12, URL: www.bamf.de/
SharedDocs/Anlagen/DEPublikationen/Migrationsberichte/migrationsbericht-2006.pdf [Stand: 04.03.2014]
4 Treibel, Annette (1999): Klaus Hurrelmann (Hrsg.), Migration in modernen Gesellschaften, Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und
Flucht, Grundlagentexte Soziologie, Juventa-Verlag, Weinheim/München, S. 39–45


































































































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